Die Gesellschaft zur Verbesserung der
Wohnsituation der Roma (...) startete eine
Untersuchung unter dem Titel
Milos Petrovic
Übersicht über die
Roma-Siedlungen in Belgrad
. Ein wichtiges
Ergebnis dieser Studie ist, nachdem wir eine
Roma-Siedlung nach der anderen untersucht haben,
dass wir überall Elend vorgefunden haben. Wir
reden hier von 152 Siedlungen. Wir reden hier
von etwa 50.000 bis 60.000 Menschen. Es ist klar,
dass es in Belgrad noch mehr Roma gibt. Den Roma
leben nicht nur in Roma-Siedlungen.
Aber die allermeisten Roma leben in
Roma-Siedlungen.
Die Siedlung an der Gazelle befindet sich im
Stadtteil Neu-Belgrad. Es ist ein typischer
urbaner Slum – eine Siedlung der Armut und
unmenschlicher Lebensbedingungen. Etwa 50
Familien leben dort, etwa die Hälfte der 200
Bewohner sind Kinder. Die meisten von ihnen
sind displaced persons
und stammen
überwiegend aus dem Kosovo. Zu Anfang befanden
sich an der Gazelle nur wenige Hütten, aber
durch die Entwicklung der Kriege wuchs die
Siedlung etappenweise an.
Um zu überleben haben sie sich im Stadtzentrum angesiedelt, in die Nähe der Abfälle, die sie zur Ausbeutung sekundärer Rohstoffe nutzen – hauptsächlich zur Auswertung von Papier. Die Bewohner leben außerhalb der üblichen soziökonomischen Möglichkeiten, sie haben keinen gleichberechtigten Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen, sie gehören zur Gruppe der extrem Armen, der unterdrückten, sozial gefährdeten und benachteiligten. Ihre komplexe Problemsituation kann von ihnen selbst nicht gelöst werden.
In Belgrad gibt es etwa 150 Roma-Siedlungen, in welchen etwa 60.000 Roma leben. Im Wesentlichen handelt es sich bei diesen Siedlungen um Slums oder, wenn sie aus festen Bauten bestehen, eine schlechte bauliche Qualität aufweisen.
Nach dem Untersuchungsbericht der Entwicklungsgesellschaft für Roma-Siedlungen (DURN), 2002
Der Stadtteil Vojni Put wurde ohne Baugenehmigung gebaut. Dieses Wohngebiet ist die größte illegal errichtete Siedlung in Belgrad. Die Bebauung begann 1957 und hatte den größten Zuwachs an Bewohnern Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre. Seit Anfang der 1970er Jahre schließen sich die Bewohner eigenmächtig an die städtische Wasserversorgung an, was oft wenig fachlich erfolgt. Das Abwasser ist häufig nicht kanalisiert, oft existieren lediglich Plumsklos oder Fäkaliengruben, die Müllentsorgung ist unzureichend geregelt und in den Gärten findet man oft Nutztiere, wie etwa Ziegen, Schweine, Hühner und Kaninchen - all ies sind Gründe für die schlechte Luft in den engen Straßen.
Die meisten Wohnobjekte bestehen aus zwei Räumen, in denen zwei bis zwölf Personen unterschiedlicher Generationen leben. Im Durchschnitt verfügt jeder Bewohner über einen Wohnraum von 7,9 Quadratmetern, was weit unter dem Landesdurchschnitt liegt. Oft schlafen die Bewohner auf Schaumstoffmatratzen, die einfach auf dem Boden liegen. Die Böden der Wohnungen sind aus Holz oder Beton. Um sich vor der aufsteigenden Feuchte in den Wohnräumen zu schützen, werden unter die Teppiche Kartons oder Lesovit gelegt. Die schlechte bauliche Beschaffenheit der Objekte bringt es mit sich, dass es in den Wohnungen im Winter sehr kalt und im Sommer sehr heiß ist. Die Dächer sind oft undicht, die Wände häufig feucht, die Räume eng, niedrig und dunkel.
Zum Kochen werden Holz-Herde benutzt, die im Winter auch zum Beheizen der Wohnung genutzt werden, im Sommer aber in den Hof hinausgetragen werden, damit dort gekocht werden kann. Nur wenige Straßen der Siedlung sind asphaltiert, und nur wenige sind beleuchtet. Bis auf wenige Ausnahmen können diese Wohnstätten die Bedürfnisse der Bewohner nicht befriedigen.
Nach dem Untersuchungsbericht der Entwicklungsgesellschaft für Roma-Siedlungen (DURN), 2002
Die Siedlung an der Mülldeponie entstand in den 1970er Jahren des letzten Jahrhunderts und befindet sich etwa 100 Meter entfernt von der Stelle, an der der Müll der Stadt Belgrad abgeladen wird. Die Siedlung entstand aus ökonomischen Gründen. Es gibt einige Hütten, die aus festem Material wie etwa Backsteinen gezimmert worden sind. Es gibt aber auch improvisierte Unterkünfte, die aus verschiedenen Materialien angefertigt worden sind, wie etwa Nylon, Bleich oder Pappe. Überall findet sich Matsch und Unrat. Es gibt keinen Strom und keine weitere kommunale Versorgung. Die Bewohner versorgen sich mit Wasser aus drei Quellen, die sich in der unmittelbaren Nähe zum Müllabladeplatz befinden. Die ganze Siedlung bietet ein Bild des Elends, es ist ein schrecklicher Ort zum Leben, insbesondere für die vielen Kinder, die man dort überall antrifft. Ein großer Teil von ihnen ist sichtbar erkrankt, hauptsächlich leiden sie unter unterschiedlichen Hauterkrankungen.
Nach dem Untersuchungsbericht der Entwicklungsgesellschaft für Roma-Siedlungen (DURN), 2002